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HR-Wissen

April 8, 2025

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4

min Lesezeit

Bildungsurlaub: Persönliche Weiterentwicklung als Investition

Persönliche Weiterentwicklung wird in einer sich wandelnden Arbeitskultur zunehmend als Investition verstanden. Arbeitnehmende haben sogar ein Recht darauf, und das in Form von Bildungsurlaub.

Ein guter Grund für Unternehmen, Mitarbeitende zu ermutigen von ihrem Recht Gebrauch zu machen. Wir haben dazu mit Lara Körber gesprochen. Sie ist Gründerin und Geschäftsführerin von Bildungsurlauber.de, der größten bundesweiten Plattform für Bildungsurlaub.

Das Interview

Lara, seit wann gibt es euer StartUp und wie entstand die Idee für Bildungsurlauber?

Auf die Gründungsidee sind wir gekommen, als der Vater meines Mitgründers Anian von seinem Tai-Chi-Bildungsurlaub erzählt hat. Diesen Bildungsurlaub hatte er sich aufgrund seiner anhaltenden Rückenschmerzen ausgesucht. Dort hat er dann Gesundheits- und Bewegungsübungen an die Hand bekommen. Das war der Startschuss für uns: Warum nutzen nicht viel mehr Menschen ihren Anspruch auf Bildungsurlaub? Wieso wissen so wenige davon? Und warum ist die Beantragung so kompliziert? Hier wollten wir anpacken. 2020 sind wir dann passend zum ersten Corona-Lockdown an den Start gegangen – das war nicht einfach. Heute ist Bildungsurlauber.de das größte Aufklärungs- und Buchungsportal für Bildungsurlaub in Deutschland – darüber bin ich sehr dankbar.

Was ist Bildungsurlaub genau? Kannst du das kurz für uns erläutern?

In Deutschland haben Arbeitnehmende per Gesetz Anspruch auf fünf bis zehn Tage Sonderurlaub pro Jahr für Weiterbildungen, die offiziell von den Bundesländern als Bildungsurlaub anerkannt sind. Neben fachlichen Qualifizierungen oder Sprachkursen werden hierbei beispielsweise auch Seminare, welche die mentale oder körperliche Gesundheit von Beschäftigten fördern, offiziell zertifiziert. Was für ein Bildungsurlaubsseminar man besuchen möchte, kann in den meisten Bundesländern frei gewählt werden und die Kurse können weltweit stattfinden. Während des Seminars wird das Gehalt weitergezahlt – die Seminarkosten übernimmt die oder der Beschäftigte selbst.

Welche Vorteile hat die aktive Nutzung von Bildungsurlaub für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?

Bildungsurlaub ist nicht nur für Arbeitnehmende eine einzigartige Chance zur fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung – auch Unternehmen profitieren, denn Bildungsurlaub macht Beschäftigte gesünder, loyaler und zufriedener. Unsere aktuelle Umfrage mit über 1.000 Menschen zum Effekt von Bildungsurlaub auf das Arbeitsleben zeigt beispielsweise, dass 43 Prozent nach der Teilnahme an einem gesundheitsorientierten Bildungsurlaub weniger Fehltage auf der Arbeit hatten. Zudem finden 78 Prozent Unternehmen, die Bildungsurlaub positiv gegenüberstehen, attraktiver – bei 67 Prozent beeinflusst diese Haltung sogar ihre Bereitschaft, länger beim Unternehmen zu bleiben. In Zeiten von Fachkräftemangel wird Bildungsurlaub so zu einem tollen Wettbewerbsvorteil.

Welches konkrete Problem löst ihr mit Bildungsurlauber.de?

Unser Ziel ist es, Bildungsurlaub einfach zugänglich zu machen. Wir klären über das Gesetz auf, bieten auf unserem Portal Hilfe bei der Beantragung und vereinfachen die Kurssuche für das eigene Bundesland, bei der man zum Beispiel auch nach „Interesse“, „Preisspanne“ oder „Zeitraum“ filtern kann. Eiligen hilft unser 30-Sekunden-Bildungsurlaub-Check schnell einen Überblick zum eigenen Anspruch zu bekommen.

Wie wählt ihr die Anbieter auf eurer Plattform aus?

Alle auf unserer Plattform gelisteten Anbieter müssen offiziell anerkannte Bildungsurlaube anbieten bzw. selbst als Bildungsurlaub-Anbieter zertifiziert sein. So prüfen wir, ob die Kurse den gesetzlichen Vorgaben der Bundesländer entsprechen.

Welche Bundesländer/Regionen deckt ihr mit eurem Angebot ab und gibt es Unterschiede in den Anforderungen?

Unser Angebot deckt alle Bundesländer ab, in denen es Bildungsurlaub gibt – also 14 von 16 Bundesländern (Bayern und Sachsen haben bis jetzt noch keine gesetzliche Regelung). Die Anforderungen unterscheiden sich je nach Bundesland, insbesondere hinsichtlich der Mindeststundenzahl und der inhaltlichen Ausrichtung der Kurse. Wir sorgen dafür, dass alle Kurse klar gekennzeichnet sind, sodass Beschäftigte wissen, welche Seminare in dem Bundesland, in dem sie arbeiten, offiziell anerkannt sind.

Wie unterstützt ihr Arbeitnehmer bei der Beantragung ihres Bildungsurlaubs beim Arbeitgeber? Kannst du uns den Buchungsprozess kurz erläutern?

Wir haben den Beantragungsprozess automatisiert. Das heißt, sobald Beschäftigte einen passenden Kurs gefunden haben, können sie die Antragsunterlagen mit nur einem Klick herunterladen. Es fehlt nur noch die Unterschrift. Kein weiterer Papierkram ist notwendig. Dieser Bildungsurlaubsantrag muss dann je nach Bundesland vier bis neun Wochen vorher bei der Personalabteilung eingereicht werden. Wir empfehlen vorher jedoch immer abzuklopfen, was ein guter Zeitraum für den Bildungsurlaub wäre. Denn auch wenn man den Anspruch hat, muss die Planung zum Beispiel ja in die gesamte Urlaubsplanung des Kollegiums passen.

Was waren die größten Herausforderungen bei der Gründung und beim Wachstum eures StartUps?

Mit Corona im Nacken zu gründen, war nicht einfach – ich meine, mit dem Launch der Seite kam der erste Lockdown. Sehr ungünstig für ein Startup, das etwas mit Reisen und physischen Weiterbildungen zu tun hat. Und natürlich ist man selbst auch immer wieder eine der größten Herausforderungen: der eigene Perfektionismus, Existenzsorgen, den Beginner-Geist auch für die nächste Challenge zu behalten…
Doch trotz der Widrigkeiten liegen für mich mit Bildungsurlaub(er) Beruf und Berufung sehr nah zusammen.

In Gesprächen mit unseren Kundinnen und Kunden erleben wir gerade, dass das Thema Mitarbeiterbindung und Mitarbeiterbenefits im Unternehmen immer wichtiger wird. Wie steht es um die Akzeptanz von Bildungsurlaub in Unternehmen? Konntet ihr da auch Veränderungen beobachten?

Ja, absolut! Während früher viele Unternehmen Bildungsurlaub eher kritisch gesehen haben, erkennen immer mehr Firmen die Vorteile. Denn Bildungsurlaub ist wie ein 360-Grad-Benefit für individuelle Mitarbeiterzufriedenheit: Aus einem Angebot an zertifizierten Bildungsurlauben frei zu wählen, ermöglicht es Beschäftigten, sich selbstverantwortlich um ihre aktuellen Bedürfnisse zu kümmern. Intern so ein umfangreiches Weiterbildungsangebot auf die Beine zu stellen, ist vielen Unternehmen gar nicht möglich.

Wir bei Regional Hero sind ja Experten wenn es um das Thema Mitarbeiterbenefits geht. Eines davon ist die so genannte Erholungsbeihilfe. Könnte man den Bildungsurlaub seiner Mitarbeitenden z.B. auch mit einem Erholungsbudget unterstützen?

Das wäre eine großartige Kombination! Bildungsurlaub muss nicht nur fachlich orientiert sein – viele Seminare fokussieren sich auf Burnout-Prävention oder Resilienztraining, um die Leistungsfähigkeit von Beschäftigten langfristig zu erhalten. Unternehmen könnten die Erholungsbeihilfe nutzen, um Mitarbeitende aktiv zu ermutigen, Bildungsurlaub für gesundheitsfördernde Seminare zu nutzen. Ich persönlich glaube, das könnte ein toller Wettbewerbsvorteil sein und das eigene Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) ergänzen.

Zum Abschluss: Was wünscht ihr euch für das Thema Bildungsurlaub in der Zukunft?

Mehr Einheitlichkeit in den Regelungen der Bundesländer wäre super und dass noch mehr Unternehmen Bildungsurlaub aktiv als Benefit nutzen. Bildungsurlaub macht das Arbeitsleben besser per Gesetz – deshalb wünschen wir uns, dass aus einem Geheimtipp eine Selbstverständlichkeit wird.

Danke Lara für die spannenden Einblicke in eure Plattform und zum Thema Bildungsurlaub.

Lara Körber (©Lydia Gorges)